Prof. Dr. Plamen Staikov General Surgery & Obesity Center Allgemeine Chirurgie & Adipositas Zentrum
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Medikamentöse Adipositas Therapie

Die medikamentöse Therapie der Adipositas dient als Ergänzung zu Ernährungsumstellung, Bewegung und Verhaltenstherapie. Sie wird vor allem dann eingesetzt, wenn konservative Maßnahmen allein nicht ausreichen, um eine ausreichende Gewichtsreduktion zu erzielen oder Begleiterkrankungen zu kontrollieren.

Ziele der Therapie

  • Nachhaltige Gewichtsreduktion: Reduktion von mindestens 5–10 % des Körpergewichts.
  • Verbesserung von Begleiterkrankungen: Zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck oder Dyslipidämie.
  • Langfristige Unterstützung: Motivation und Erhalt des Gewichtsverlusts, um Rückfälle zu vermeiden.

Voraussetzungen für den Einsatz von Medikamenten

  • BMI ≥ 30 oder BMI ≥ 27 mit Begleiterkrankungen.
  • Bereits erfolgte konservative Therapie ohne ausreichenden Erfolg (z. B. Gewichtsverlust < 5 % in 3–6 Monaten).
  • Ärztliche Überwachung, um Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.
  • Langfristige Motivation des Patienten zur Kombination von Medikamenten mit Lebensstiländerungen.

Wirkstoffklassen und Präparate

Appetitzügler und Sättigungsförderer

  • GLP-1-Rezeptor-Agonisten (z. B. Liraglutid, Semaglutid)
  • Wirkweise: Nachahmung des körpereigenen Hormons GLP-1, das das Sättigungsgefühl verstärkt, die Magenentleerung verzögert und den Blutzucker reguliert.
  • Verabreichung: Subkutane Injektionen (täglich oder wöchentlich).
  • Erfolge: 10–15 % Gewichtsreduktion nach einem Jahr.
  • Vorteile: Auch Verbesserung von Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Nebenwirkungen: Übelkeit, Durchfall, selten Pankreatitis.

Fettresorptionshemmer

  • Orlistat (z. B. Xenical, Alli)
  • Wirkweise: Hemmt die Fettaufnahme im Darm durch Blockade des Enzyms Lipase.
  • Verabreichung: Dreimal täglich mit fetthaltigen Mahlzeiten.
  • Erfolge: 3–5 % Gewichtsreduktion nach 6–12 Monaten.
  • Vorteile: Keine systemische Wirkung, da Orlistat nur im Magen-Darm-Trakt wirkt.
  • Nebenwirkungen: Fettstühle, Blähungen, Durchfall – tritt vor allem bei fettreicher Ernährung auf.

Kombinationspräparate

  • Naltrexon/Bupropion (z. B. Mysimba)
  • Wirkweise: Kombiniert einen Opioidantagonisten (Naltrexon) mit einem Antidepressivum (Bupropion), um den Appetit zu regulieren und emotionales Essen zu kontrollieren.
  • Verabreichung: Orale Einnahme, Dosierung wird schrittweise erhöht.
  • Erfolge: 5–8 % Gewichtsreduktion nach einem Jahr.
  • Nebenwirkungen: Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, erhöhter Blutdruck.

Zentral wirkende Medikamente (nicht in der EU zugelassen, z. B. in den USA verfügbar)

  • Phentermin/Topiramat
  • Wirkweise: Phentermin unterdrückt den Appetit, Topiramat verstärkt den Effekt durch Wirkung auf den Energiestoffwechsel.
  • Erfolge: 7–10 % Gewichtsreduktion.
  • Nebenwirkungen: Schlaflosigkeit, erhöhter Puls, Schwindel.

Erfolge der medikamentösen Therapie

  • Gewichtsreduktion: Patienten können je nach Medikament und Kombination mit Lebensstiländerungen eine Reduktion von 5–15 % ihres Körpergewichts erzielen.
  • Verbesserung der Stoffwechselgesundheit: Senkung von Blutzucker, Blutdruck und Cholesterin.
  • Begleiterkrankungen: Reduktion des Risikos oder Verbesserung von Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gelenkproblemen.

Risiken und Nebenwirkungen

  • Gastrointestinale Beschwerden: Häufig bei Orlistat und GLP-1-Agonisten.
  • Kardiovaskuläre Risiken: Medikamente wie Naltrexon/Bupropion können den Blutdruck erhöhen.
  • Psychische Nebenwirkungen: Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen bei zentral wirkenden Präparaten.
  • Langfristige Sicherheit: Für neuere Substanzen wie Semaglutid sind noch keine umfassenden Langzeitstudien verfügbar.

Grenzen der medikamentösen Therapie

  • Kein Ersatz für Lebensstiländerungen: Medikamente unterstützen, ersetzen aber nicht die Notwendigkeit einer gesunden Ernährung und Bewegung.
  • Rückfallrisiko: Nach Absetzen der Medikamente kann das Gewicht wieder ansteigen, wenn Verhaltensänderungen nicht langfristig umgesetzt werden.
  • Nicht für alle geeignet: Einige Medikamente sind aufgrund von Nebenwirkungen oder Kontraindikationen eingeschränkt nutzbar.

Faszit

Die medikamentöse Adipositas-Therapie bietet eine wertvolle Unterstützung, insbesondere für Patienten, bei denen konservative Maßnahmen nicht ausreichen. Ihre Wirksamkeit hängt jedoch stark von einer Kombination mit anderen Therapieansätzen und der langfristigen Motivation des Patienten ab. Ein erfahrener Arzt sollte die Therapie individuell anpassen und regelmäßig überwachen.

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